0900 Mehrtwertdiensterufnummern

Neue Abzocke per Telefon

Laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) musste schon so mancher Surfer stolze 900 Euro für ein paar Verbindungssekunden bezahlen. Neuestes Tummelfeld der Abzocker: die 0-900. Was steckt hinter der neuen Vorwahl?

Die berühmt-berüchtigten 0190er-Nummern haben Verstärkung bekommen. Um den europäischen Telefonmarkt zu vereinheitlichen, ist eine neue Vorwahl ins Leben gerufen worden: die 0900. In zweieinhalb Jahren soll sie die 0190er-Nummern komplett abgelöst haben.

Andere Länder kennen die teure Nummer schon, doch in Deutschland hat sie gerade erst angefangen, die Nutzer zu verwirren. Insbesondere auf Grund ihrer Folgeziffern: 1, 3 und 5. Bei der altbekannten Abzock-Vorwahl 0190-x kann man anhand der Folgeziffern erkennen, wie teuer der Anruf sein wird. Bei den Ziffern 1, 3 und 5 sind das jeweils 61,8 Cent/Minute. Nicht so bei der 0900. Hier sollen die Folgeziffern lediglich auf den Inhalt hinweisen:

0900-1: Informationsdienste
0900-3: Unterhaltungsdienste
0900-5: "sonstige Dienste" (Beate Uhse & Co.)

Gebühren und Tarife

An diese Einteilung muss sich der Anbieter aber nicht halten. Und für keine der Nummern existiert eine Gebühren-Obergrenze. Im Gegensatz zur 0190-x kennt die neue „Premium-Rate“-Vorwahl also kein festes Tarifschema. Ob ein Cent oder tausend Euro pro Minute: Der Anbieter darf so viel verlangen wie er will.

Die 0900 ist in diesem Sinne der Nachfolger der undurchsichtigen Vorwahlen 0191, 0192, 0193 und 01900. Dennoch bietet die neue Nummer auch Vorteile für den Verbraucher. Beispielsweise darf der Anbieter nicht anonym bleiben. Somit kann er bei Missbrauch ermittelt werden, was so manchen Abzocker im Vorfeld abschrecken wird.


Kosten


Zudem gilt: Kostet der Anruf mehr als 3 Euro pro Minute, muss dem Anrufer dies am Telefon mitgeteilt werden. Per Tastendruck muss der Kunde seine Kenntnisnahme der höheren Gebühren bestätigen. Völlig ahnungslos tappt man also nicht mehr in die Gebührenfalle - sofern man telefoniert. Fängt man sich jedoch einen Dialer ein, kann dieser sicherlich einen Tastendruck simulieren ...

Der Anruf muss vom Anbieter auch automatisch unterbrochen werden - nach 60 Minuten. Damit sollen unnötig hohe Rechnungen vermieden werden. Nur: Was hilft’s, wenn ein Anbieter 900 Euro pro Einwahl verlangt. Da entstehen unnötig hohe Kosten schon nach einer Sekunde.

Schutz bieten gegen derlei Nepp soll das gerade beschlossene "Gesetz zur Bekämpfung des Missbrauchs von 0190er/0900er Mehrtwertdiensterufnummern". Wenn es umgesetzt ist, sollen Anrufe zu diesen Nummern nur noch maximal zwei Euro pro Minute kosten dürfen. Und auch die Verbindungen zu 0190er-Nummern sollen nach einer Stunde unterbrochen werden.

Der Schaden durch unerkannte Dialer würde somit in Zukunft auf 120 Euro pro Stunde begrenzt. Sofern sich die Abzocker an das neue Gesetz halten - und im weltweiten IT-Netz keine Mittel und Wege finden, es zu umgehen ... Aber auch 120 Euro sind viel Geld. Dialerschutz sollte also auch in Zukunft zur Standardausstattung eines jeden Surfers gehören. Auf Dialerschutz.de findet man fachmännisch kommentierte Downloads.

Bei allen Betrügereien darf man aber nicht vergessen: 0900 kann auch Gutes tun. Gedacht waren die "Mehrtwertdiensterufnummern" ja als bequeme Zahlungsmethode, wobei keine sensiblen Daten wie Kreditkartennummer oder Bankverbindung übermittelt werden müssen.

Diese gute Funktion erfüllen die teuren Vorwahlen in der Praxis tatsächlich. Anwälte, Steuerberater und andere seriöse Experten bieten Beratung per Telefon an, Klingeltöne können schnell und bequem gekauft werden - und kleinere Unternehmen können ihre Dienstleistungen unkompliziert zu Geld machen.


So läuft das Geschäft ganz ohne Papierkram. Und dabei bietet die 0900er-Nummer einen Vorteil gegenüber der alten 0190: Die neue Vorwahl kann auch von Einzelpersonen direkt bei der Regulierungsbehörde beantragt werden - schnell und einfach online.

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Stand: 08. November 2011 12:56